Mazars Preismonitor Wasser 2023: Gebührenund Preisentwicklungen der Trinkwasserversorgung in den neuen Bundesländern

Im vergangenen Jahr haben wir die Gebühren- und Preissteigerungen der Wasserversorgungsunternehmen (WVU) – trotz einer bereits feststellbaren Inflationsdynamik – als moderat eingestuft. Grund hierfür waren möglicherweise die festgelegten Kalkulationszeiträume von bis zu fünf Jahren (je nach Bundesland) oder eine zunächst abwartende Haltung der WVU.

Im Jahr 2023 wurden jedoch deutlich höhere Gebühren- und Preissteigerungen erfasst.

Zur Dokumentation der Gebühren- und Preisentwicklungen in der Trinkwasserversorgung der neuen Bundesländer haben wir insgesamt ca. 260 frei zugängliche Datensätze jeweils für die Jahre von 2019 bis 2023 für die neuen Bundesländer ausgewertet (Stand Mai 2023).

Preis- und Gebührenanpassungen

Im Vergleich zum Vorjahr konnte festgestellt werden. dass ca. 36 % der WVU eine Preisoder Gebührenerhöhung vorgenommen haben. Das sind deutlich mehr als in den Vorjahren, in denen durchschnittlich 15 % der WVU eine Anpassung ihrer Preise bzw. Gebühren durchführten.

Die Gebühren- und Preissteigerungen in den neuen Bundesländern lagen im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr durchschnittlich bei 4,3 %. Prozentual betrachtet, sind besonders Brandenburg mit 8,8 % und Mecklenburg-Vorpommern mit 7,3 % von den Entgelterhöhungen in der Trinkwasserversorgung betroffen. In Sachsen dagegen betrug die durchschnittliche Erhöhung nur knapp 2,0 %.

Bei der Auswertung der Daten ist deutlich geworden, dass viele WVU die aktuelle Preissituation antizipieren und ihre Kalkulationsräume verkürzt haben. Einige Unternehmen passen ihre Entgelte und Gebühren derzeit jährlich an.

Mengenpreise und -gebühren

In den neuen Bundesländern haben ca. 31 % aller Wasserversorger ihre Mengengebühren/-preise im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Die durchschnittliche Mengengebühr-/-preiserhöhung betrug dabei 23 Cent/m³. Im Vorjahr lag die durchschnittliche Erhöhung noch bei 13 Cent/m³.

In Brandenburg ist im Jahr 2023 der Anteil der Mengengebühr-/-preiserhöhungen pro m³ mit 59 % aller WVU am höchsten. Eine durchschnittlichen Mengengebühr-/-preiserhöhung betrug hier durchschnittlich 26 Cent/m³. Die höchste durchschnittliche Mengengebühr ist derzeit mit ca. 2,00 €/m³ in Thüringen zu beobachten. In Mecklenburg-Vorpommern hingegen werden durchschnittlich nur 1,59 €/m³ veranschlagt.

Mengenpreise und -gebühren PS 2/23 1

Grundpreise und -gebühren

Nach Auswertung des Mazars Preismonitors Wasser für das Jahr 2023 bleibt die Größe der Wasserzähler der gebräuchlichste Maßstab für die (teilweise) Refinanzierung der Vorhaltekosten der Wasserversorgung. Die folgende Grafik zeigt die durchschnittliche Grundpreis- bzw. Grundgebührenhöhe für den Wasserzähler Q3 = 4 in den neuen Bundesländern (Angaben in €/Monat netto):

Grundgebührenhöhe für den Wasserzähler PS 2/23 2

Die Grundgebühren/-preise nach dem Zählermaßstab verzeichnen im Jahr 2023 im Durchschnitt einen Anstieg um 4,7 % zum Vorjahr. 19 % aller WVU, die den Zählermaßstab anwenden, haben eine Gebühren-/Preiserhöhung durchgeführt. Wenn eine Gebühren-/Preiserhöhung durchgeführt wurde, betrug diese im Durchschnitt 2,20 €/Monat netto (Vorjahr 1,66 €/Monat); in Sachsen sogar 2,54 €/ Monat netto.

Die Gebühren bzw. Preise je Wohneinheit gestalten sich in den neuen Bundesländern wie folgt (Angaben netto):

Preise je Wohneinheit PS 2/23 3

Prozentual ist bei dem Wohneinheitenmaßstab im Jahr 2023 ein Anstieg der Gebühren/Preise von etwa 4,5 % zum Vorjahr zu verzeichnen. 24 % aller WVU, die den Wohneinheitenmaßstab anwenden, haben ihre Gebühren/Preise im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Eine Gebühren-/Preiserhöhung betrug im Durchschnitt 1,59 € je Wohneinheit/ Monat netto.

Fazit

Die in den letzten Jahren beobachteten – zum Teil heftigen – Preissteigerungen für Energie, Chemikalien und industrielle Vorprodukte zeigen nun auch verstärkt Auswirkungen auf die Entgelte der Wasserversorgung. Viele WVU mussten ihre Gebühren und Entgelte zum Teil erheblich anpassen, um die Kosten ihrer Leistungserstellung auch zukünftig decken zu können.

Da nur 36 % der WVU eine Preisanpassung vorgenommen haben und die Unternehmen nach wie vor einer hohen Inflation ausgesetzt sind, ist zu erwarten, dass kurzfristig weitere Entgeltanpassungen in der Branche notwendig werden.

Für eine Einschätzung, in welchem Rahmen Preis- oder Gebührenerhöhungen je nach Region akzeptabel sind, wird sich der Mazars Preismonitor Wasser als hilfreich erweisen.

Autorin

Laura Wunderlich
Tel: +49 341 60 03 2344

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Dies ist ein Beitrag aus unserem Public Sector Newsletter 2-2023. Die gesamte Ausgabe finden Sie hier. Sie können diesen Newsletter auch abonnieren und erhalten die aktuelle Ausgabe direkt zum Erscheinungstermin.