ESG-Daten: Warum die C-Suite ihre Sichtweise darauf ändern muss

Unternehmen haben schon immer Daten für Vertrieb, Marketing, Compliance oder die Finanzberichterstattung erhoben. Auch Nachhaltigkeitsdaten sind für Unternehmen, die ISO-zertifizierte Managementsysteme eingeführt haben oder im Rahmen von Net Zero-Verpflichtungen ihre CO2-Emissionen erfassen, nicht völlig neu. Um aber auch den Mehrwert von finanziellen und nichtfinanziellen Daten vollumfänglich zu nutzen, müssen diese systematisch erhoben und ausgewertet werden.

Ab wann eine Berichterstattung über Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (Environment, Social, Governance; kurz: ESG) verpflichtend wird, ist je nach Unternehmensgröße unterschiedlich. Große Organisationen müssen möglicherweise Daten für investorenrelevante ESG-Ratings liefern oder über ihre Nachhaltigkeitsleistung im Rahmen öffentlicher Auftragsvergaben berichten. Im Gegensatz dazu sind kleine und mittelständische Unternehmen eventuell verpflichtet, Nachhaltigkeitsdaten ihren Geschäftspartnern als Bestandteil einer übergreifenden Lieferkette bereitzustellen. Letztlich muss fast jedes Unternehmen, unabhängig von seiner Größe oder seinem Standort, in Zukunft Sustainability-Daten sammeln, analysieren und bewerten, um die Anforderungen von Stakeholdern an die ESG-Berichterstattung zu erfüllen.

Zu wissen, welche Daten innerhalb des eigenen Unternehmens bereits erfasst werden und welche zusätzlichen Daten man beispielsweise für das Reporting über die Umweltleistung oder Mitarbeiterthemen benötigt, ist jedoch nur ein Teil der Gleichung. Um das Potenzial valider Daten wirklich auszuschöpfen, muss die Unternehmensleitung ihre Sichtweise auf deren Nutzung ändern – und nichtfinanzielle Daten als Chance begreifen, anstatt nur als Mittel zum Zweck, um ESG-Regularien zu erfüllen.

Zielvorgaben sollten nicht die Datenstrategie steuern

In der Theorie sollten ESG-Daten über mehrere Jahre hinweg gesammelt werden, um dann zuverlässige Anhaltspunkte für die Definition von Nachhaltigkeitszielen zu liefern. In der Praxis führen kurze regulatorische Fristen und der Wunsch nach schnellen Ergebnissen oft dazu, dass Ziele festgelegt werden, ohne dass die notwendigen und verlässlichen Daten hierfür überhaupt vorliegen.

Ein Beispiel: Setzt sich ein Unternehmen etwa zum Ziel, die eigenen CO2-Emissionen innerhalb von fünf Jahren um 20 Prozent zu senken, kann ohne die historischen Daten als Basis für die Messung nicht festgestellt werden, ob dieses Ziel realistisch ist und am Ende auch erreicht wird. Denn um eine Reduktion von 20 Prozent festzustellen, müssen historische Daten als Ausgangspunkt der Messung vorliegen. Nachhaltigkeitsziele sollten also nicht willkürlich gesetzt werden – denn zum einen fehlt dann die Messbarkeit, zum anderen erfordern sie den Einsatz von mitunter erheblichen finanziellen und personellen Ressourcen.

Kollaboration: der Schlüssel zu einer nachhaltigen Datenstrategie

Der Prozess der ESG-Datenerfassung bietet Unternehmen die Möglichkeit, sich selbst aus einer anderen Perspektive zu betrachten – und manchmal sogar neue Geschäftsmöglichkeiten zu erkennen. Um alle für die Definition, Entwicklung und Umsetzung einer Nachhaltigkeitsstrategie erforderlichen Datenpunkte zu erfassen, ist ein hohes Maß an interner Zusammenarbeit notwendig. Die Kollaboration trägt auch dazu bei, Silos aufzubrechen, neue Denkansätze zu liefern und Lösungsansätze zu finden. Ebenso können digitale Tools und automatisierte Prozesse für eine Entlastung der Fachbereiche bei der Datenerhebung und -auswertung sorgen. Eine an die Anforderungen des Unternehmens angepasste IT-Systemlandschaft, etwa mittels einer leistungsfähigen ESG-Software, begünstigt die Schaffung einer transparenten Struktur und die Prüffähigkeit der ESG-Daten.

Ein ähnliches Vorhaben ist zielführend bei der Datenerfassung in der gesamten Lieferkette eines Unternehmens, um die Nachhaltigkeitsleistung von Zulieferern und externen Dienstleistern zu bewerten und zusätzliche Geschäftspotenziale zu erschließen. Wichtig sind dabei stets die Datenqualität und -genauigkeit. Diese sind entscheidend für Unternehmen, die beispielsweise der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) unterliegen und somit nach den komplexen European Sustainability Reporting Standards (ESRS) berichten müssen. Darüber hinaus erzeugt eine solide Datenverfügbarkeit bei internen und externen Stakeholdern Vertrauen, dass die Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens auch erreicht werden können.

Qualitativ gesicherte ESG-Daten sorgen für verlässliche Antworten und Transparenz. Durch eine neue Sichtweise auf Daten und deren Möglichkeiten können die Unternehmensführung und das Management Mehrwerte identifizieren, ihre Licence to operate sichern und Geschäftschancen maximieren.

 

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